Teleradiologie ist heute wichtiger denn je

Seit 25 Jahren prägt Dr. Torsten Möller die Teleradiologie in Deutschland –
von improvisierten Bildübertragungen mit Videokameras bis
zur modernen, KI-unterstützten Notfalldiagnostik.

Seit 25 Jahren prägt Dr. Torsten Möller
die Teleradiologie in Deutschland...
Seit 25 Jahren prägt Dr. Torsten Möller die Teleradiologie in Deutschland – von improvisierten Bildübertragungen mit Videokameras bis zur modernen, KI-unterstützten Notfalldiagnostik.
Quelle: Dr. Torsten Möller

Im Gespräch mit RadMag blickt er zurück auf bewegte Anfänge, zieht Bilanz zur aktuellen Marktentwicklung und skizziert, wohin sich die Teleradiologie in Zukunft entwickeln wird. 

Wenn man in Deutschland nach einem echten Pionier der Teleradiologie sucht, fällt unweigerlich der Name Dr. Torsten Möller. Seit einem Vierteljahrhundert gestaltet der Radiologe aus dem Saarland die Entwicklung dieses Fachgebiets maßgeblich mit. Was heute unter „Telemedizin“ in der Politik diskutiert wird, war für ihn bereits in den frühen 2000er Jahren gelebte Realität – lange bevor es standardisierte Verfahren oder klare gesetzliche Grundlagen gab. 

Der Anfang: Von abenteuerlichen Lösungen zur digitalen Routine 

„Wir haben aus der Not heraus angefangen“, erinnert sich Möller. Damals betreute er ein neurologisches Krankenhaus im Saarland, später kam ein zweites hinzu – nur wenige Kilometer entfernt. Als schließlich ein drittes Krankenhaus 25 Kilometer entfernt ebenfalls versorgt werden wollte, wurde klar: Die persönliche Anwesenheit der Radiologen war nicht mehr praktikabel. 

Stattdessen kam die Idee auf, die Bilddaten elektronisch zu übertragen. Eine Pioniertat: Mithilfe einer Videokamera – ursprünglich für Videotelefonie gedacht – wurden die Röntgenbilder vom Leuchtschaukasten abgefilmt und via ISDN-Doppelverbindung übermittelt. „Das war eigentlich absurd, aber es hat funktioniert“, sagt Möller schmunzelnd. Der erste Schritt zur Teleradiologie war vollzogen – damals noch ein Kuriosum, heute ein fester Bestandteil der radiologischen Arbeitswelt.

Fotophon
erreichMit Videokameras und ISDN-Leitungen: In den frühen 2000er Jahren begann Dr. Torsten Möller, erste Röntgenbilder per Fotophon zu übertragen – eine improvisierte, aber funktionierende Lösung, die den Grundstein für moderne Teleradiologie legte.
Quelle: Nexus Chili

Mithilfe eines IT-Experten gelang wenig später der Übergang zum digitalen DICOM-Standard. Damit war die Grundlage für einen professionellen, effizienten und voll digitalen Teleradiologie-Workflow gelegt. „Wir haben jedes Jahr etwas dazugelernt“, sagt Möller. „Man kann vieles planen – aber die Realität in den Kliniken ist oft komplexer.“

Regulierung: Gut gemeint, oft zu kleinteilig

Die rechtlichen Rahmenbedingungen der Teleradiologie haben sich seither deutlich verbessert. Möller begrüßt die Einführung einheitlicher DIN-Normen, etwa zur technischen Ausstattung, ausdrücklich: „Wenn ich zu Hause arbeite, möchte ich dieselben Bedingungen haben wie in der Klinik – alles andere wäre ein Rückschritt.“ Gleichzeitig warnt er jedoch vor Überregulierung: „Die technische Entwicklung ist der Verordnung längst davongelaufen. Was heute selbstverständlich ist, wurde damals mit der Stoppuhr gemessen.“

Vor allem kleine Krankenhäuser, so Möller, würden durch bürokratische Hürden oft überfordert. Anträge für Fördermittel oder telemedizinische Genehmigungen seien zu komplex, die personellen Ressourcen in der Fläche zu gering. „Wenn das nicht einfacher wird, bleibt die Digitalisierung ein Flickenteppich.“

Stabilität schlägt Marketing

In einem wachsenden Markt mit über einem Dutzend Teleradiologie-Anbietern ist Differenzierung nicht leicht. Doch Möller setzt auf Erfahrung, Verlässlichkeit und technisches Know-how. „Wir betreiben unseren technischen Support rund um die Uhr – mit eigenen IT-Kräften und einem starken Partner im Hintergrund.“ Besonders nachts sei es entscheidend, dass jemand erreichbar sei – sei es für Netzwerkprobleme oder auch Bedienfragen von Personal, das nur selten mit dem System arbeitet.

Die Kontinuität in der Betreuung, so Möller, sei ein zentraler Qualitätsfaktor: „Das System muss nicht nur einmal funktionieren, sondern immer. Und wenn es mal hakt, muss jemand erreichbar sein, der es sofort richtet.“

Dr. Torsten Möller
Dr. Torsten Möller im Dialog mit einer Teleradiologin: Schnelle Befunde, technische Stabilität und persönliche Rücksprache sind für ihn auch heute noch der Schlüssel zu einer qualitativ hochwertigen Teleradiologie.
Quelle: Dr. Torsten Möller

Warum Teleradiologie heute boomt

Der große Aufschwung der Teleradiologie begann aus Sicht von Möller mit der Pandemie – und mit der gesellschaftlichen Akzeptanz des Homeoffice. „Was vorher belächelt wurde, war plötzlich Alltag.“ Gleichzeitig wirke der anhaltende Fachkräftemangel als Treiber. Selbst große Kliniken mit Vollversorgung würden heute auf die Teleradiologie zurückgreifen, um Dienste zu besetzen oder Versorgungslücken zu schließen.

Trotzdem betont Möller: „Teleradiologie ist keine Konkurrenz zum Radiologen vor Ort. Sie war nie dazu gedacht, ihn zu ersetzen.“ Die physische Präsenz bleibe essenziell – etwa für klinische Konferenzen, Interventionen oder die persönliche Kommunikation mit anderen Fachabteilungen. Die Teleradiologie ist eine Ergänzung, kein Ersatz.

KI: Werkzeug, nicht Befunder

Mit der zunehmenden Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in die Radiologie stellt sich auch in der Teleradiologie die Frage nach Automatisierung. Möller zeigt sich hier klar: „Unsere Radiologen bekommen keine fertigen Befunde von der KI. Sie sehen Heatmaps, die auf Auffälligkeiten hinweisen – aber der Befund muss selbst geschrieben werden.“

Gerade in Notfallsituationen sei Geschwindigkeit entscheidend. „Zwei Sätze reichen oft aus – wenn ich eine frische Blutung sehe, dann muss der Kliniker sofort handeln können.“ Die Vision: KI als Assistenzsystem, das bei der Triage hilft, aber nie die letzte Entscheidung trifft.

Langfristig, so glaubt Möller, werde sich die KI stärker etablieren – insbesondere wenn sie Zugang zu Vorbefunden, Laborwerten und klinischen Daten erhält. Der Weg zur integrierten Diagnostik sei noch weit, aber unumgänglich.

Ausblick: Integration statt Parallelwelt

Wie sieht die Zukunft der Teleradiologie aus? „Wir müssen sie organisch in den Krankenhausbetrieb einbetten“, sagt Möller. Ziel sei es, dass eigene und externe Radiologen nahtlos zusammenarbeiten – gestützt durch standardisierte Schnittstellen wie HL7 oder FHIR. Auch hier sei noch viel Arbeit zu tun, denn „HL7 ist heute nicht HL7 – jeder spricht seine eigene Sprache.“

Was es dafür brauche, sei Erfahrung. „Man kann Systeme am grünen Tisch entwerfen – aber ob sie im Alltag funktionieren, ist eine andere Frage. Unsere 25 Jahre Erfahrung helfen, realitätsnahe Lösungen zu bauen.

www.reif-moeller.de

Dr. Torsten Möller
Dr. Torsten Möller (rechts) setzt in der Teleradiologie auf kontinuierliche Weiterentwicklung und und teilt seine Erfahrung im partnerschaftlichen Austausch.
Quelle: Reif Möller
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