
Beim Launch Day 2025 hat das australische Unternehmen Harrison.ai Anfang November seine Vision einer neuen, offenen KI-Ära in der Radiologie vorgestellt – und gleich fünf Innovationen präsentiert, die den Umgang mit medizinischer Bildgebung grundlegend verändern sollen. Ziel ist nicht weniger als „infinite medical capacity“ – also die unbegrenzte Skalierbarkeit radiologischer Expertise durch künstliche Intelligenz.
➊ Offene KI-Plattform
Das Herzstück der Präsentation war die neue Harrison.ai Open Platform, die als erstes vollständig offenes KI-Ökosystem für die Radiologie angekündigt wurde.Sie vereint sowohl Harrison-eigene Anwendungen als auch Algorithmen externer Anbieter in einer gemeinsamen, interoperablen Oberfläche.Das System soll Transparenz, Datensouveränität und faire wirtschaftliche Modelle fördern: Statt Lizenzbarrieren und geschlossenen Ökosystemen setzt Harrison.ai auf ein Modell, das Entwickler, Krankenhäuser und Praxisnetzwerke gleichberechtigt einbindet.
Damit positioniert sich das Unternehmen deutlich gegenüber den bislang dominierenden, proprietären Plattformstrukturen vieler MedTech-Anbieter.
➋ CT-Brustkorbdiagnostik mit breitem Funktionsspektrum
Mit Harrison CT Chest stellte das Unternehmen zudem eine der bislang umfassendsten thorakalen KI-Lösungen vor.Während bestehende Systeme meist auf einzelne Krankheitsbilder fokussieren, analysiert CT Chest 167 radiologische Fragestellungen in einem einzigen Workflow – von Lungenembolien und Pulmonalnoduli bis hin zu Pleuraergüssen, Aortenaneurysmen und mediastinalen Veränderungen.
Die Lösung ist bereits in mehreren internationalen Kliniknetzwerken im Einsatz und soll als integrative Plattform dienen, die diagnostische Silos aufbricht und Befundpfade in der Thoraxdiagnostik vereinheitlicht.
➌ Automatisiertes Reporting in Sekunden
Ein weiteres Highlight war die neue Funktion „AI-Powered Draft Report Generation“, die radiologische Befunde innerhalb weniger Sekunden automatisch zu einem strukturierten Bericht zusammenfasst.Die KI erstellt aus erkannten Läsionen einen vollständig strukturierten Entwurf, der anschließend vom Radiologen geprüft und ergänzt werden kann.
Unabhängige Tests – unter anderem durch die Mass General Brigham AI Arena und das American College of Radiology (ACR) – zeigten, dass Radiologen nicht zuverlässig unterscheiden konnten, ob ein Bericht von einem Menschen oder von der Harrison-KI verfasst wurde. Damit gilt die Lösung als ein Durchbruch in der Workflow-Automatisierung und Befundstandardisierung.
➍ Von der Effizienz zur Wirtschaftlichkeit
Einen ungewöhnlich betriebswirtschaftlichen Akzent setzte Harrison.ai mit dem neuen Value Calculator.Das Tool verknüpft klinische Leistungskennzahlen mit ökonomischen Effekten, um Investitionsentscheidungen zu stützen. Mithilfe realer Praxisdaten – etwa zu Befundzeiten, Outsourcing-Quoten und Fallzahlen – erstellt der Value Calculator automatisch ROI-
Analysen für Entscheidungsträger in Krankenhäusern und Radiologieverbünden.So will Harrison.ai den Nachweis erbringen, dass KI nicht nur diagnostisch, sondern auch wirtschaftlich überzeugt.
➎ Foundation Model für die Radiologie
Als technologische Krönung präsentierte das Unternehmen das Harrison Rad-1 Foundation Model – ein multimodales KI-Grundmodell, das Bilddaten aller Modalitäten interpretieren kann. Rad-1 erzielte im unabhängigen Test 85,7 % beim britischen FRCR 2B Examen – und übertraf damit die durchschnittliche Wiederholerquote menschlicher Radiologen.
Das Modell kann Studien per natürlicher Sprache interpretieren, Differentialdiagnosen anbieten und vollständige Befundtexte generieren. Ab sofort steht es für Forschungs- und Pilotprojekte auf harrison.ai bereit.
Ausblick
Mit seiner Plattformstrategie und der Verknüpfung von klinischer Intelligenz, Reporting und ökonomischer Analyse präsentiert sich Harrison. ai mit einem umfassenden Portfolio im globalen Radiology-AI-Markt. Das erklärte Ziel: Radiologinnen und Radiologen zu entlasten, statt sie zu ersetzen – und KI in eine Infrastruktur einzubetten, die offen, interoperabel und klinisch relevant ist. „Ein Versprechen für die Zukunft“, hieß es zum Abschluss des Launch Days, „das bereits heute in den Krankenhäusern der Welt Realität wird.“










