
Wie passen Influencer und die Nachwuchssuche in der Radiologie zusammen? Auf den ersten Blick vielleicht gar nicht, doch auf dem diesjährigen Radiologiekongress Ruhr in Dortmund zeigte Anja Fink eindrucksvoll, wie wichtig strategische Social-Media-Arbeit für die Radiologie geworden ist.
Radfluencer nennt sich die wachsende Community von MTRs, die in den Sozialen Medien Einblicke in ihren Berufsalltag geben, Wissen teilen und so dem Fachkräftemangel aktiv entgegenwirken möchten. Anja Fink war selbst jahrelang MTR, bevor sie sich als Social-Media-Ghostwriterin selbstständig gemacht hat. In ihrem Vortrag gab sie den überwiegend jungen Zuhörern im voll besetzten Saal Tipps für einen erfolgreichen Start auf LinkedIn, Instagram und Co.
Erfolgreiches Storytelling
Im Zentrum ihres Vortrags stand das Prinzip des Storytellings. Fink machte klar, dass erfolgreiche Inhalte nicht aus zufälligen Posts bestehen, sondern aus echten Geschichten. „Menschen folgen spannenden Charakteren, reagieren auf Authentizität und bleiben vor allem dann dran, wenn es überraschende Wendungen gibt. Ein Foto vor dem MRT reicht deshalb nicht aus – entscheidend ist, welche Bedeutung, Emotion oder Erfahrung dahintersteckt“, so die Copywriterin. „Gute Geschichten schaffen Nähe und beeinflussen Meinungen. Genau das macht Influencer erfolgreich – und genau diesen Effekt können Radfluencer für die Radiologie nutzen.“
Ein wesentlicher Punkt sei die Zielgruppe. Während CT-Bilder oder Angiographien für Radiologen selbstverständlich seien, blieben sie für Außenstehende oft rätselhaft. Deshalb müssten sich Inhalte an jene richten, die man erreichen will – Jugendliche, Quereinsteiger oder die breite Öffentlichkeit – und auf den Plattformen stattfinden, auf denen diese Zielgruppen sich bewegen.
Jobsuche auf TikTok und Co.
Die Bedeutung sozialer Medien für die Berufsorientierung junger Menschen belegte Fink mit Studien. Viele Menschen würden sich heute über Instagram oder TikTok über Jobprofile informieren. Für die Radiologie, deren Berufsbild außerhalb der Fachwelt kaum sichtbar ist, bietet dies enormes Potenzial. „In Krankenhausserien sieht man Chirurgen und Pflegekräfte, selten jedoch MTRs. Geräte scheinen dort wie von selbst zu laufen. Wenn die Radiologie nicht zeigt, was sie leistet, wird es niemand anderes tun“, betonte sie.
Besonders problematisch sei dabei die weit verbreitete Unwissenheit darüber, was MTRs tatsächlich tun. Fink verwies auf Umfragen, in denen selbst medizinisches Personal den Beruf kaum korrekt benennen konnte. Für viele Außenstehende sei Radiologie eine Blackbox – ein Umstand, der die Nachwuchsgewinnung massiv erschwert. Umso wichtiger sei es, die eigene Expertise sichtbar zu machen und die hinter den Geräten, Bildern und Prozessen wirklich steckenden Zusammenhänge greifbar zu erklären.
Einen historischen Bezug stellte Fink mit Wilhelm Conrad Röntgen her. Ohne Social Media und digitale Reichweite hat er es geschafft, seinen Namen weltweit zu verankern. Er sei ein Paradebeispiel für Personal Branding – heute könnte die Radiologie mit modernen Mitteln weit mehr Sichtbarkeit erzielen.
Wie wirkungsvoll Social Media sein kann, zeigte Fink am Beispiel eines Kollegen, dessen Ultraschall-Schulung mangels Geräte kurzfristig zu scheitern drohte. Ein einziger Post führte innerhalb von 24 Stunden zu sechs Angeboten großer Industriepartner. Fink: „Social Media wirkt – oft stärker, als man erwartet, auch wenn viele nur still mitlesen.“
Authentizität ist wichtig
Sie betonte auch, dass Social Media nicht nur eine Bühne für positive Geschichten sei. Authentizität bedeutet ebenso, Herausforderungen und schwierige Situationen zu teilen. Gerade das schafft Vertrauen und macht den Beruf für andere nachvollziehbar. Die Radfluencer hätten gezeigt, dass sich hinter den Kulissen der Radiologie nicht nur Hightech, sondern auch Teamwork, Verantwortung und manchmal Belastung verbergen – Aspekte, die den Beruf realistisch und zugleich attraktiv erscheinen lassen.
Doch der Aufbau einer solchen Reichweite braucht Zeit, Geduld und Kontinuität. Eine Community entsteht durch regelmäßige Inhalte, Interaktion und gegenseitige Unterstützung. Wer kommentiert, teilt und sichtbar bleibt, schafft langfristig Vertrauen und Expertise.
Finks Appell zum Abschluss war eindeutig: „Der beste Zeitpunkt, mit Social Media zu starten, war gestern, der zweitbeste ist heute. Die Radiologie hat viel zu erzählen – jetzt braucht es Menschen, die diese Geschichten sichtbar machen.“

ELIF YILDIRIM
MTR, Dozentin und Radfluencerin
ELIF YILDIRIM gehört zu den prägenden jungen Stimmen in der radiologischen Ausbildung. Als Medizinische Technologin für Radiologie, Praxisanleiterin und freiberufliche Dozentin kombiniert sie klinische Erfahrung mit moderner, zielgruppengerechter Wissensvermittlung. Auf Social Media – insbesondere auf Instagram, TikTok und LinkedIn – bereitet sie radiologische Inhalte verständlich, strukturiert und didaktisch klar auf und erreicht damit vor allem Auszubildende und junge Berufseinsteiger:innen.
Ihr Schwerpunkt liegt auf Themen wie MRT-Safety, Strahlenschutz, Protokollkunde und praxisnaher Wissensvermittlung. Sie erklärt komplexe Sachverhalte in einer niedrigschwelligen Sprache, ohne an fachlicher Tiefe zu verlieren. Ihr Ziel ist es, die Ausbildung im MTR-Bereich transparenter zu gestalten und Lernprozesse zu erleichtern.
Neben ihrer Tätigkeit im Universitätsklinikum Köln engagiert sich Yildirim bundesweit als Dozentin und Praxisanleiterin. Sie entwickelt Unterrichtskonzepte, digitale Lernmodule sowie Microlearning-Formate und gestaltet Workshops und Vorträge auf radiologischen Kongressen. Als Mitgründerin des PA.nextGen-Forums beteiligt sie sich an der Weiterentwicklung moderner Praxisanleitung und an der Organisation entsprechender Veranstaltungen.
Auf Social Media zeigt sie Einblicke in den Arbeitsalltag, erläutert die Grundlagen der Bildgebung und spricht über Themen wie Berufsidentität, Teamkommunikation und Generationendialoge. Ihr Profil verbindet fachliche Expertise mit einem pädagogischen Ansatz, der auf Verständlichkeit, Zugänglichkeit und Austausch setzt – und damit die MTR-Community sichtbar stärkt.
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MARTIN METHLOW
Remote, relevant, radiologisch
MARTIN METHLOW ist eine markante Persönlichkeit im Bereich der Radiologie – mit einer klaren Mission, den Wandel in seinem Berufsfeld aktiv mitzugestalten und öffentlich sichtbar zu machen. Als gelernter MTR mit über 15 Jahren Praxiserfahrung bringt er sowohl Fachwissen als auch Praxisalltag mit.Heute ist er bei der RADiness GmbH – einer Tochtergesellschaft der Curagita AG – als Produktspezialist für Remote Scanning tätig. Sein Aufgabenfeld umfasst die strategische Entwicklung von Remote-Scanning-Dienstleistungen, die Beratung von Radiologie-Praxen zur Nutzung neuer digitaler Arbeitsmodelle sowie den Vertrieb, die Kommunikation und das Marketing im Kontext dieses Themas. Zudem hat er kürzlich seine Bachelor-Thesis im Bereich Gesundheitsökonomie abgeschlossen, in der er die Wirtschaftlichkeit von Remote-Scanning als Dienstleistung untersuchte.
Ein herausragender Teil seines Engagements ist der Podcast „Auf Knopfdruck – Der Radiologie‑Podcast“, den er initiierte, um Wissen, Erfahrungen und Innovationen im Radiologiebereich zugänglich zu machen. Mit diesem Medium spricht er sowohl Fachkräfte als auch Interessierte an – er steht für Praxisnähe, Reflexion und digitale Vernetzung.
Methlows thematische Schwerpunkte liegen deutlich im Bereich der Digitalisierung, des Fachkräftemangels
und des Konzepts des Remote-Scans für Großgeräte in Radiologien. Er sieht in der Technik keine Bedrohung, sondern eine Chance: Zum Beispiel hebt er hervor, dass Remote Scanning langfristig in vielen Radiologie-Einrichtungen zur Norm werden sollte – gerade vor dem Hintergrund, dass bis 2030 etwa 40 % der MTR-Belegschaften in Deutschland in den Ruhestand gehen könnten.
Seine Mission lässt sich so zusammenfassen: Die Radiologiebranche modern, effizient und zukunftsfähig gestalten – dabei Technik und Menschlichkeit verbinden; die Herausforderungen wie Fachkräftemangel, die Flexibilisierung von Arbeitsmodellen und die digitale Transformation aktiv angehen und in der Öffentlichkeit stärker sicht- und debattenfähig machen.
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ALEX RIEMER
Der CT-Erklärer der Nation
ALEX RIEMER ist ein ausgewiesener Experte für Computertomographie (CT) und engagiert sich seit vielen Jahren leidenschaftlich für Fortbildung, Optimierung und Wissenstransfer in der Radiologie.
Nach seiner anfänglichen klinischen Ausbildung arbeitete Riemer zehn Jahre in einem Maximalversorger-Klinikum als MTR, anschließend weitere zehn Jahre in der Industrie.
2012 gründete er sein mobiles Seminarzentrum für Computertomographie, mit dem er bundesweit Inhouse-Trainings und interaktive Workshops etablierte. Zehn Jahre später – im Jahr 2022 – folgte der nächste Meilenstein: die Alex Riemer Online Akademie, eine moderne, digitale Lernplattform für CT-Anwenderinnen und -Anwender. Die Plattform vermittelt komplexe CT-Inhalte praxisnah, verständlich und jederzeit abrufbar – von Grundlagen bis zu spezialisiertem Expertenwissen. Zudem ist er Fachbuchautor des Standardwerks „Computertomographie für MTR/RT“, das unter anderem über 70 Protokolle sowie zahlreiche Videoclips enthält.
Alex Riemer legt seinen Fokus auf praxisnahe Wissensvermittlung: Er will CT-Anwenderinnen und -Anwender befähigen, Untersuchungen auch unter herausfordernden Bedingungen sicher und souverän durchzuführen – von der Protokolloptimierung über die Dosisverminderung bis zur Bildqualität. Seine Seminare richten sich gezielt an MTRs, RTs und radiologisches Fachpersonal – unabhängig vom Gerätehersteller.
Gleichzeitig sieht er moderne Radiologie nicht nur als Technikfeld, sondern verbindet technische Expertise mit didaktischer Fähigkeit und schafft aus Erfahrung und Praxis echten Mehrwert für Teilnehmende.
In einer Zeit, in der Radiologie und insbesondere die CT-Bildgebung sich rasant weiterentwickeln (z. B. Herz-CT, Dosisoptimierung, KI-Unterstützung), ist Alex Riemer ein wichtiger Vermittler zwischen Technik, Praxis und Ausbildung. Seine Arbeit trägt dazu bei, dass Fachkräfte handlungsfähig bleiben – und somit Qualität, Sicherheit und Effizienz in der Radiologie gestärkt werden.
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