KI als Schlüssel zur besseren Krebsdiagnostik

Die Zukunft der Krebsdiagnostik ist digital – am 6. Februar 2025 trafen sich in Wien 160 führende Expertinnen und Experten, um über die Fortschritte zu diskutieren.

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Prof. Carlo Catalano, Vorsitzender des ESR Verwaltungsrats.

Die Zukunft der Krebsdiagnostik ist digital – unter diesem Motto trafen sich am 6. Februar 2025 in Wien 160 führende Expertinnen und Experten aus Politik, Forschung, Gesundheitswesen und Industrie, um über die Fortschritte der European Cancer Imaging Initiative zu diskutieren.

Prof. Regina Beets-Tan, EIBIR Wissenschaftliche Direktorin, stellte die vom ESR...
Prof. Regina Beets-Tan, EIBIR Wissenschaftliche Direktorin, stellte die vom ESR geleitete gemeinsame Erklärung „Advancing Precision Medicine for Europe‘s Cancer Patients with AI-powered Imaging“ vor, die von mehr als 80 Stakeholder-Organisationen unterstützt wurde.

Im Zentrum stand die Frage, wie sich Künstliche Intelligenz (KI) und Gesundheitsdaten für eine frühere und präzisere Krebsdiagnose nutzen lassen. Die EUCAIM Initiative ist ein zentraler Bestandteil des europäischen Plans zur Bekämpfung von Krebs (Europe’s Beating Cancer Plan) und wird von der European Federation for Cancer Images umgesetzt.

Eine europaweite Dateninfrastruktur für Krebsbilder

Zwei Jahre nach Beginn des Projekts hat EUCAIM die Plattform Cancer Image Europe geschaffen – eine paneuropäische Infrastruktur für standardisierte und hochwertige Krebsbilddaten. Diese ermöglicht den sicheren Zugang zu einer beispiellosen Menge an Bilddaten, die für KI-gestützte Lösungen genutzt werden können. Ziel ist es, die Früherkennung von Krebs zu verbessern, Therapieentscheidungen zu optimieren und die Patientenergebnisse durch präzisere Diagnostik zu steigern.

Die Veranstaltung beleuchtete nicht nur den aktuellen Projektstand, sondern auch die langfristige Strategie und nachhaltige Integration der Plattform in die europäische Gesundheitslandschaft. Die Diskussionen fanden vor dem Hintergrund der neuen EU-Regulierungen wie dem Europäischen KI-Gesetz (AI Act) und dem European Health Data Space (EHDS) statt.

Daten als Treibstoff für KI-gestützte Krebsdiagnostik

Thomas Skordas, stellvertretender Generaldirektor der EU-Kommission (DG CNECT), betonte die Bedeutung des Zugangs zu Gesundheitsdaten für die Entwicklung leistungsfähiger KI-Modelle. Cancer Image Europe sei ein entscheidender Fortschritt, da die Plattform bereits große Mengen an Bilddaten auf sichere und datenschutzkonforme Weise bereitstelle.

In ihrer Eröffnungsrede unterstrich Lorena Boix-Alonso, stellvertretende Generaldirektorin der DG SANTE, die Dringlichkeit verbesserter Krebsdiagnostik: „Jede Minute erhalten fünf Menschen in der EU die Diagnose Krebs. Eine frühzeitige Erkennung ist entscheidend. Zwischen 30 und 50 % aller Krebsfälle sind vermeidbar, wenn sie rechtzeitig erkannt werden.“ Sie verwies auf eine Lancet-Studie, die zeigt, dass KI in der Mammographie die Erkennungsrate von Brustkrebs um 29 % steigern kann. Die Perspektiven für weitere Verbesserungen seien enorm, insbesondere wenn Europa zum Vorreiter in der KI-gestützten Diagnostik werde.

Thomas Skordas, stellvertretender
Generaldirektor
von EC DG CNECT,...
Thomas Skordas, stellvertretender Generaldirektor von EC DG CNECT, eröffnete die Veranstaltung.

Die Rolle von KI in der Krebsdiagnostik

Auch der tschechische Gesundheitsminister Vlastimil Válek sprach über das Potenzial von KI in der Krebsbehandlung. Er hob hervor, dass radiologische Innovationen entscheidend für die Zukunft der Krebstherapie in Europa sind. Spanien hat als Vorreiter bereits eine politische Unterstützung für EUCAIM und die Implementierung des EHDS angekündigt, um die digitale Infrastruktur für Krebsbilder langfristig zu sichern.

Prof. Carlo Catalano, Vorsitzender des ESR Board of Directors, betonte die Notwendigkeit interdisziplinärer Zusammenarbeit, um KI in der Krebsdiagnostik voranzutreiben. Die Kooperation zwischen Radiologen, Klinikern, Entwicklern, Patienten und politischen Entscheidern sei essenziell für den Erfolg solcher Initiativen.

Technologische Meilensteine der EUCAIM-Plattform

Während der Veranstaltung stellte Prof. Luis Martí-Bonmatí, wissenschaftlicher Koordinator von EUCAIM, die bisherigen Fortschritte vor: 

  • Einführung einer europaweiten Suchmaschine für Krebsbilddaten, um Forschenden den Zugang zu standardisierten Bilddaten zu erleichtern. 
  • Integration neuer Datenanbieter, wodurch die Plattform stetig wächst. 
  • Erprobung neuer KI-Modelle für die Krebsdiagnostik, die eine verbesserte Nachvollziehbarkeit und Validierung ermöglichen.

Ein entscheidender Punkt war die Sicherstellung von strukturierten, interoperablen und qualitativ hochwertigen Krebsbilddaten. Prof. Katrine Riklund von der Universität Umea betonte: „KI-Entwicklung muss darauf abzielen, die Krebsversorgung täglich zu verbessern. Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg ist dafür unerlässlich.“

Technische Expertinnen und Experten wiesen darauf hin, dass KI-Modelle ohne zuverlässige Metadaten und Annotationen nicht effektiv arbeiten können. Deshalb stellt EUCAIM Werkzeuge zur Verfügung, um Daten effizient aufzubereiten, zu anonymisieren und zu standardisieren. Zudem sei eine leistungsfähige Recheninfrastruktur notwendig, um KI-gestützte Krebsbildgebung weiterzuentwickeln.

Lorena Boix-Alonso, Stellvertretende
Generaldirektorin
von EC DG SANTE...
Lorena Boix-Alonso, Stellvertretende Generaldirektorin von EC DG SANTE und Prof. Luis Martí-Bonmatí, EUCAIM Wissenschaftlicher Koordinator.

Zukunftsperspektiven: Europas Weg zur KI-gestützten Krebsmedizin

Ein bedeutender Meilenstein ist die EU-Gesundheitspolitische Plattform mit dem Netzwerk „Advancing Precision Medicine for Europe’s Cancer Patients with AI-powered Imaging“. Dieses von der ESR geführte Projekt hat bereits eine gemeinsame Erklärung verabschiedet, die von über 80 Organisationen unterstützt wird. Ziel ist es, die Entwicklung vertrauenswürdiger und klinisch einsetzbarer KI-Modelle für die Krebsdiagnostik zu fördern. 

Ein weiteres zukunftsweisendes Thema ist die Gründung eines European Digital Infrastructure Consortiums (EDIC). Dieses soll die langfristige Nachhaltigkeit und Steuerung der Cancer Image Europe Plattform sicherstellen und die Entwicklung von zertifizierten KI-gestützten Diagnoselösungen beschleunigen. 

Eine Plattform, die schon heute die Krebsforschung revolutioniert

Die EUCAIM-Plattform ist bereits in Betrieb und wächst kontinuierlich. Die Suchmaschine für Krebsbilddaten wurde gestartet, während neue Funktionalitäten für die Verarbeitung von Bilddaten entwickelt werden. Prof. Ignacio Blanquer, technischer Koordinator von EUCAIM, erklärte, dass die Plattform die Rückverfolgbarkeit von KI-Modellen sicherstellt, um deren klinische Vertrauenswürdigkeit zu garantieren. 

Auch die Industrie ist von der Initiative überzeugt. Priit Salumaa vom KI-Start-up Better Medicine betonte, dass EUCAIM zwei wesentliche Herausforderungen angeht: „Krebs wird oft zufällig oder zu spät erkannt. Zudem verbringen Radiologen die Hälfte ihrer Zeit mit repetitiven Aufgaben, die automatisiert werden könnten. Diese Probleme müssen gelöst werden.“ 

Fazit: Gemeinsam gegen den Krebs

Die European Cancer Imaging Initiative gestaltet aktiv die Zukunft der KI-gestützten Krebsdiagnostik. Sie vernetzt führende Forschungsinstitutionen, politische Entscheidungsträger, Unternehmen und Kliniken, um innovative Technologien schneller in die Praxis zu bringen. Die digitale Infrastruktur von Cancer Image Europe ermöglicht es, Künstliche Intelligenz gezielt für die Früherkennung und Behandlung von Krebs zu nutzen – und damit letztlich Leben zu retten. 

Die Initiative zeigt, dass Fortschritte in der digitalen Medizin nur durch enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Politik und Technologie möglich sind. Die kommenden Jahre werden entscheidend dafür sein, ob Europa eine weltweite Führungsrolle in der KI-gestützten Krebsmedizin einnimmt.


Foto: KI als Schlüssel zur besseren Krebsdiagnostik...
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