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Das dänische Radiologie-KI-Unternehmen Cerebriu hat sich auf die Optimierung von MRT-Workflows im Gehirn spezialisiert. Die verfügbaren Softwarepakete ermöglichen die Automatisierung von Arbeitsabläufen und gewährleisten die Erkennung kritischer Befunde. Durch die Verkürzung der Scanzeiten werden Wiederholungsuntersuchungen vermieden. Guido Gebhardt sprach mit Robert Lauritzen, CEO von Cerebriu, und Thomas Juhl Olesen, CCO, über den innovativen Ansatz ihrer KI-Lösungen.

Welche Idee steckte hinter der KI-Lösung von Cerebriu für MRT-Scans? 

Robert Lauritzen: Wir wollen den Arbeitsablauf bei MRT-Untersuchungen verbessern, indem bereits der erste Scan zur exakten Diagnose führt. So werden die Wiederholungsuntersuchungen minimiert und der Arbeitsablauf optimiert. 

Thomas Juhl Olesen: Unser Ansatz trägt nicht nur zur Kosteneinsparung bei, sondern verbessert auch das Patientenmanagement und die Effizienz des Gesundheitssystems. Wir können Anomalien während der Scans frühzeitig erkennen und so unnötige Maßnahmen vermeiden. Die MRT-Untersuchung dauert nicht mehr so lange und erneute Scans werden vermieden. 

Könnten Sie bitte erklären, wie die Lösung funktioniert? 

RL: Unsere KI erkennt bereits anhand des ersten MRT-Scans mögliche Befunde, die einer genaueren Untersuchung bedürfen und ermöglicht es, die notwendigen zusätzlichen Sequenzen anzupassen, während der Patient noch auf dem Tisch liegt. Dadurch wird nicht nur die Anzahl der Scans reduziert, sondern es kommt zu einer First-Time-Right-Bildgebung. 

Mit diesem KI-Co-Pilot-Ansatz können die MTRs die Protokolle individualisieren und den Arbeitsablauf straffen. Darüber hinaus trägt die Unterstützung durch KI zu einer verbesserten Genauigkeit bei. In einer kürzlich im European Journal of Radiology veröffentlichten Studie wurde uns im Rahmen einer klinischen Validierung eine hervorragende Erkennungsquote nachgewiesen. 

Es klingt, als würde Ihre Lösung tief ins System integriert werden. Müssen Sie sich nicht sehr eng mit den Herstellern von MRT-Geräten abstimmen? 

TJO: In der Tat ist die enge Zusammenarbeit mit MRT-Herstellern, wie zum Beispiel Siemens Healthineers, für uns von zentraler Bedeutung. Unsere Technologie integriert sich nahtlos in die MRT-Konsolen unterschiedlicher Anbieter. Cerebrius Kompetenz beruht auf der Verbindung von klinischem Fachwissen und maschinellem Lernen. Unsere Partnerschaften mit OEMs zielen darauf ab, effizientere, personalisierte Scanner zu entwickeln. Wir sind stolz darauf, das einzige Unternehmen zu sein, das eine in die Scanner integrierte Lösung für Gehirn-MRTs anbietet. Das zeichnet uns aus.


„Wir freuen uns darauf, die MRT-integrierte KI-Technologie von Cerebriu in unserem Siemens- Scanner zu testen, um unsere MTRs im gesamten Untersuchungsverlauf zu unterstützen.“ 
Prof. Mikael Boesen, 
Universitätshospital Kopenhagen, Dänemark 


Ist Ihre Lösung nur für aktuelle Scanner Modelle geeignet oder kann sie auch für ältere Modelle verwendet werden? 

RL: Das ist eine interessante Frage und sie trifft zugleich den Kern unseres Angebots. Wir haben Tests durchgeführt und unsere Ergebnisse weltweit validiert, um die Vielfalt verschiedener demografischer Merkmale wie Alter, Geschlecht und ethnischer Hintergrund zu gewährleisten. Unsere Lösungen wurden mit unterschiedlichen Scannern und Modellen getestet, auch ältere Baujahre. 

Ihre Lösungen scheinen in der MRT-Technologie führend zu sein. Was tun Sie, um diesen Vorsprung zu halten? 

TJO: Wir gehen Partnerschaften mit MRT-Herstellern ein. Unser Schwerpunkt liegt auf der Integration unserer fortschrittlichen Software in die Hardware der OEMs. Wir arbeiten daran, Scanner mit Software effizienter zu machen, möglicherweise auf globaler Ebene. Als Softwareunternehmen sind wir bestrebt, neue Industriestandards zu setzen und innovativ zu sein, um unseren Vorsprung zu halten. Mit unserem Fokus auf klinische Arbeitsabläufe und unserem starken Netzwerk für klinische Kooperationen gehen wir echte klinische Bedürfnisse an und sehen großes Potenzial und Synergien in der Zusammenarbeit mit OEMs. 

Ihre Software wird tief in den MRT-Geräten verankert. Gibt es schon Pläne, die Integration auf die Erstellung von Befundberichten zu erweitern? 

RL: Im Rahmen der Vereinheitlichung und Beschleunigung von Befundberichten konzentrieren wir uns auf Kooperationen mit anderen Herstellern. Dabei sind wir in der Lage, uns flexibel unterschiedlichen Technologien für die Bildnachbearbeitung anzupassen, um unsere Analysen in strukturierte Befunde zu übertragen. Wir arbeiten eng mit marktführenden Unternehmen zusammen, um unsere Technologie und unsere Erkenntnisse in die Befundberichte einfließen zu lassen und so die Effizienz der Arbeitsabläufe weiter zu verbessern. Trotz unseres technologischen Schwerpunkts unterscheiden wir uns in dieser Hinsicht deutlich von den OEMs.

Die größte Herausforderung für Kunden, die KI kaufen, ist die fehlende Kostenerstattung. Wie wird sich der Markt für Künstliche Intelligenz in Europa entwickeln? 

RL: Die Einführung neuer KI-Technologien im Gesundheitswesen, insbesondere in Europa, ist mit Herausforderungen bei der Kostenerstattung verbunden. Die Bedeutung der KI in Bezug auf Effizienz und Qualität lässt wenig Alternativen zu. Der europäische Gesundheitssektor ist mit Personalknappheit und einer wachsenden Patientenzahl konfrontiert. Mit Hilfe von KI-Tools kann man diesen Druck reduzieren. Es gibt zwar nicht überall Vergütungsregelungen, aber häufig sind Budgets für Innovationen vorhanden, wie beispielsweise über das Krankenhauszukunftsgesetz in Deutschland. 

TJO: Wir haben bereits Verträge mit Kunden abgeschlossen und wettbewerbsfähige Preise auf der Grundlage von Produktevaluierungen und Wertschöpfungsanalysen festgelegt. Auf dem europäischen Markt, einschließlich Dänemark und anderen Ländern, gibt es gelegentlich Erstattungen für bestimmte Anwendungen. Unsere workfloworientierten Lösungen finanzieren sich meist über Effizienzsteigerungen.

„Das Ringshospitalet freut sich über die Zusammenarbeit mit Cerebriu. Gemeinsam wollen wir an der Spitze der radiologischen KI-Forschung für die MRT-Schlaganfallbehandlung dabei sein.

Martin Lundsgaard Hansen, 
Head of Radiology, Ringshospitalet, Kopenhagen 

Die Radiologie ist ein konservativer Markt und Radiologen kaufen nur, wenn sie Vertrauen in Unternehmen und deren Lösung haben. Wie gehen Sie mit dieser Situation um? 

TJO: Wir sehen, dass sich der Markt hin zu softwaregestützten Scanner- Upgrades verlagert. Die KI-Lösung von Cerebriu verbessert die Leistung von MRT-Geräten und damit ihren Wert. Dieser Trend führt zu einem Business- Case für unsere Technologie. Obwohl MRT-Systeme anfangs teuer sind, wird der Return on Invest durch KI-Software beschleunigt, die die Scanzeiten verkürzt und die nachfolgenden Arbeitsabläufe optimiert. Das ermöglicht ein höheres Patientenaufkommen, ohne mehr Wiederholungsuntersuchungen zu riskieren. Unsere Strategie, für Industriestandards zu sorgen und mit namhaften Herstellern zu kooperieren, schafft das Vertrauen, damit Gesundheitseinrichtungen unsere Lösungen gewinnbringend einsetzen können. Sie machen sich schnell bezahlt, auch weil sie den Patientendurchsatz erhöhen.


„Ich bin von KI-unterstützen Gehirn- MRTs überzeugt. Die einzigartigen Lösungen von Cerebriu sorgen dafür, dass beim ersten Mal die richtigen Bilder aufgenommen werden. Außerdem werden der Workflow der Untersuchungen gesteigert sowie die Wiederholungen von Scans und Patientenrückrufe reduziert.“ 
Lawrence Tannenbaum, 
VP und CTO bei RadNet, USA


Die Cloud stellt ein weiteres großes Problem in Deutschland dar. Ist es möglich, Ihre Software auch auf lokalen Servern zu betreiben? 

RL: Unsere Technologie ist vielseitig einsetzbar. Die Software ist direkt auf MRT-Geräten verfügbar und ermöglicht die Konfiguration mit lokalen Servern vor Ort. Gleichzeitig bieten wir Private-Cloud- Konfigurationen an. Mit dieser Flexibilität können wir auf unterschiedliche Präferenzen und Anforderungen eingehen, wie beispielsweise in Deutschland, wo die Nutzung von Cloud-Lösungen im Gesundheitswesen immer noch ein Problem darstellen kann. 

Welche Entwicklungen können wir in Zukunft von Cerebriu erwarten? 

RL: Wir möchten die Effizienz unserer Lösungen weiter steigern und streben Scanzeiten von weniger als fünf Minuten an. Zukünftig konzentrieren wir uns nicht nur auf Gehirn-Untersuchungen, sondern auch auf weitere Körperregionen. In diesem Jahr planen wir die Einführung einer Lösung zur Diagnoseunterstützung bei neurovaskulären Untersuchungen. Dies ist von entscheidender Bedeutung, da klinische Studien zeigen, dass sich die Zeit für die Behandlung von Schlaganfallpatienten verlängert und eine fortschrittliche Bildgebung für die richtige Therapie unerlässlich ist. Mit unserer Technologie gibt es dann eine automatisierte, standardisierte Grundlage für die medizinische Entscheidungsfindung. 

Etwas weiter in die Zukunft blickend, forschen und entwickeln wir am Thema Automatisierung von MRT-Arbeitsabläufen und machen die MR-Bildgebung für eine breitere Anwendung zugänglich. In diesem Zusammenhang sind wir an mehreren kooperativen Forschungsprojekten beteiligt, die spannende Innovationen in der Pipeline haben.

https://cerebriu.com/de/