
Radiologie 2025: Zwischen technologischem Fortschritt und
strukturellem Wandel
Die Radiologie steht 2025 an einem entscheidenden Wendepunkt. Die Branche sieht sich mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert – und ebenso vielen Chancen. Themen wie New Work, Teleradiologie und Künstliche Intelligenz prägen zunehmend den klinischen Alltag. Gleichzeitig wirft die Vergütung hochspezialisierter Leistungen wie dem Kardio-CT neue Fragen auf, während das Lungenkrebsscreening als strukturierte Vorsorgemaßnahme erstmals breite Anwendung findet. Nachfolgend ein Überblick über die fünf zentralen Themen, die die Radiologie in diesem Jahr bewegen.
New Work in der Radiologie: Zwischen Wunsch und Wirklichkeit
Die Debatte um New Work hat längst die Radiologie erreicht. Dabei geht es nicht nur um flexible Arbeitszeiten und Homeoffice-Möglichkeiten, sondern auch um eine tiefgreifende kulturelle Transformation. Radiologische Praxen und Abteilungen stehen unter wachsendem Druck, moderne Arbeitsmodelle zu implementieren, um im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte zu bestehen.
Besonders junge Radiologinnen und Radiologen fordern mehr Mitbestimmung, transparente Kommunikation und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Technologische Hilfsmittel ermöglichen zwar eine stärkere Entkopplung von Ort und Zeit, doch organisatorisch ist die Umsetzung häufig noch Stückwerk. Hier zeigt sich: Eine attraktive Arbeitsumgebung entsteht nicht allein durch technische Infrastruktur, sondern durch gezielte Führung, Weiterbildung und eine gelebte Feedbackkultur.
Teleradiologie: Fluch oder Segen für die Versorgungssicherheit?
Kaum ein Thema polarisiert derzeit so sehr wie die Teleradiologie. Auf der einen Seite ermöglicht sie eine wohnortunabhängige Versorgung und kann insbesondere in unterversorgten Regionen Engpässe ausgleichen. Auf der anderen Seite wird zunehmend die Sorge laut, dass sich Radiologie auf diese Weise von der klinischen Realität entkoppelt.
Rechtlich wurde der Rahmen für die Teleradiologie zuletzt erweitert. Auch in der Notfallversorgung spielt sie eine immer größere Rolle – nicht zuletzt, weil Nacht- und Wochenenddienste oft nur noch teleradiologisch besetzt werden können. Technologisch funktioniert das System inzwischen erstaunlich reibungslos, doch der persönliche Austausch mit dem überweisenden Arzt oder der Klinik bleibt dabei häufig auf der Strecke. Die Herausforderung besteht darin, Teleradiologie nicht nur als technische Lösung zu begreifen, sondern als integralen Bestandteil eines modernen Versorgungskonzepts – mit klaren Qualitätsstandards und transparenten Kommunikationswegen.
Künstliche Intelligenz: Zwischen Hype und klinischer Realität
Die Integration Künstlicher Intelligenz (KI) in der Radiologie ist kein Zukunftsthema mehr – sie ist längst Realität. In der Befundung, der Bildanalyse und sogar bei der Terminplanung kommen KI-gestützte Systeme zum Einsatz. 2025 zeigt sich jedoch auch: Der Weg von der vielversprechenden Technologie zur breit akzeptierten Alltagshilfe ist länger als gedacht.
Viele radiologische Einrichtungen testen aktuell KI-Tools in Pilotprojekten oder nutzen sie zur Unterstützung bei spezifischen Fragestellungen, etwa in der Mammadiagnostik oder bei der Detektion von Lungenrundherden. Der „Augmented Radiologist“, also die Kombination aus menschlicher Expertise und maschineller Analyse, gilt als zukunftsweisendes Modell. Doch es bleiben offene Fragen – etwa zur Haftung, zur Interoperabilität der Systeme und zur Finanzierung. Auch ethische Aspekte wie Bias in Trainingsdaten oder die Transparenz von Algorithmen rücken zunehmend in den Fokus.
Fest steht: Die Radiologie kann von KI enorm profitieren – vorausgesetzt, sie wird nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung der ärztlichen Expertise verstanden.

Vergütung von Kardio-CT: Hoffnungsträger oder bürokratisches Nadelöhr?
Die zunehmende Bedeutung der kardiovaskulären Bildgebung bringt das Kardio-CT immer stärker ins Blickfeld – insbesondere im Kontext der Primärprävention. 2025 wurde erstmals eine eigenständige EBM-Ziffer für diese Leistung eingeführt, was in der Fachwelt mit Spannung verfolgt wird.
Die Vergütung bleibt jedoch ein zweischneidiges Schwert. Zwar ist die Abrechnung formal nun möglich, doch in der Praxis erweist sich der Zugang oft als bürokratisch komplex. Es fehlen klare Vorgaben für Indikationen und Qualitätsanforderungen, und die Budgets vieler kassenärztlicher Vereinigungen sind schnell ausgeschöpft. Die Radiologinnen und Radiologen beklagen zudem, dass der finanzielle Aufwand – inklusive der für das Kardio-CT notwendigen Technik und Schulung – oft nicht angemessen berücksichtigt wird.
Trotzdem überwiegt der Optimismus: Die Einführung der Abrechnungsfähigkeit wird als wichtiger Schritt gewertet, um das Kardio-CT langfristig in der Regelversorgung zu verankern und seine präventive Wirksamkeit voll auszuschöpfen.
Lungenkrebsscreening: Vom Pilotprojekt zur Regelversorgung
Ein Meilenstein des Jahres 2025 ist ohne Zweifel der Start des bundesweiten Lungenkrebsscreenings. Nach langen Vorarbeiten und kontroversen Diskussionen hat Deutschland das Screening- Programm für Hochrisikogruppen – insbesondere langjährige Raucherinnen und Raucher – eingeführt. Die Grundlage bildet eine standardisierte Niedrigdosis-CT-Untersuchung.
Die Radiologie spielt dabei eine Schlüsselrolle: Sie ist nicht nur für die Durchführung der Untersuchungen zuständig, sondern auch für die Befundung, die Kommunikation der Ergebnisse und gegebenenfalls die Einleitung weiterführender Diagnostik. Neben der rein medizinischen Herausforderung bringt das Programm auch organisatorische und logistische Anforderungen mit sich: Terminvergabe, Nachsorge und Datenmanagement müssen effizient koordiniert werden.
Erste Rückmeldungen aus den Pilotregionen zeigen: Die Teilnahmebereitschaft ist hoch, die Detektionsrate im Frühstadium vielversprechend. Langfristig könnte das Lungenkrebsscreening dazu beitragen, die Mortalität dieser häufig erst spät diagnostizierten Erkrankung signifikant zu senken.

Fazit: Die Radiologie im Wandel
Die Radiologie 2025 befindet sich in einem dynamischen Spannungsfeld zwischen Innovation, Versorgungssicherheit und struktureller Neuausrichtung. Während technologische Entwicklungen wie KI und Teleradiologie das Potenzial haben, die Arbeit der Radiologinnen und Radiologen nachhaltig zu verändern, werfen Fragen der Vergütung, der Arbeitskultur und der Versorgungsstrukturen neue Herausforderungen auf.
Was es jetzt braucht, ist eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten – von ärztlichen Fachgesellschaften über Kostenträger bis hin zur Politik. Nur so lässt sich der Wandel aktiv gestalten und die Radiologie als zukunftsfähige Säule der medizinischen Versorgung weiterentwickeln.