Neue Daten vom ASCO-GU 2017 zeigen: Patienten profitieren vom frühzeitigen Einsatz von Radium-223
Patienten, die zu Beginn der Radium-223-Therapie ohne Opioid-Einnahme schmerzfrei waren, haben bessere Aussichten auf ein längeres Gesamtüberleben
Leverkusen, 21. Februar 2017 – Bei Radium-223-dichlorid (Xofigo®) handelt es sich um eine Therapie, die radioaktive Alphastrahlung abgibt und so gezielt gegen ossäre Metastasen wirkt. Radium-223 verlängerte in der Zulassungsstudie das Leben bei Erhalt der Lebensqualität von Patienten mit kastrationsresistentem Prostatakarzinom(CRPC) und symptomatischen Knochenmetastasen ohne bekannte Viszeralmetastasen.(1) Vor dem Hintergrund eines möglichst effektiven Einsatzes von Radium-223 stellt sich die Frage: Kann das Fortschreiten der Erkrankung noch weiter hinausgezögert werden, wenn Radium-223 möglichst frühzeitig im Krankheitsverlauf eingesetzt wird? Mit Blick auf dieses Thema wurden auf dem diesjährigen ASCO GU gerade neue Daten einer Subgruppenanalyse(2) von Patienten mit und ohne Schmerzsymptomatik in der der Ausgangserhebung zu Beginn der Studie eines internationalen Early Access Programms (iEAP) vorgestellt. 696 Patienten erfüllten die Voraussetzungen für eine Behandlung mit Radium-223. Lymphknotenmetastasen waren kein Ausschlusskriterium für die Behandlung mit Radium-223, und im iEAP waren Patienten mit Lymphknotenmetastasen bis zu 6 cm eingeschlossen.
Mobilitätseinschränkungen und Taubheitsgefühle gehören zu den Symptomen
Voraussetzung für den Einsatz von Radium-223 ist ein kastrationsresistentes Prostatakarzinom und das Vorliegen von symptomatischen Knochenmetastasen ohne bekannte Viszeralmetastasen. Schmerz zählt zu den häufigsten Beschwerden ossärer Metastasen – dabei werden Patienten auch dann als symptomatisch klassifiziert, wenn sie aufgrund der Schmerzen Analgetika benötigen und deshalb im Moment schmerzfrei sind. Unabhängig davon, ob Schmerzen vorliegen oder nicht, können Symptome wie eine eingeschränkte Mobilität, Taubheitsgefühle, Mattigkeit und Müdigkeit oder eine deutliche Einschränkung bei der Ausübung von Alltagsaktivitäten Anzeichen von Knochenmetastasen sein.(3)
Längeres Gesamtüberleben bei Patienten ohne Schmerzen
Die mCRPC-Patienten der prospektiven einarmigen Phase-IIIb-Studie erhielten Radium-223-dichlorid nach folgendem Therapieschema: 55 kBq pro kg Körpergewicht, sechsmal alle 4 Wochen.(4) Die beiden primären Endpunkte umfassten die Parameter ‚Sicherheit‘ und ‚Gesamtüberleben‘ (OS: engl. overall survival). Es wurde eine Hypothesen generierende Post-hoc-Analyse von Patientensubgruppen ‚mit Schmerzsymptomatik‘ und ‚ohne Schmerzsymptomatik‘ zum Zeitpunkt der Ausgangserhebung durchgeführt. ‚Ohne Schmerzsymptomatik‘ war dabei definiert ‚Patienten, die keine Schmerzen hatten und keine oder Nicht-Opioidanalgetika zum Zeitpunkt der Ausgangserhebung einnahmen‘. Patienten mit Schmerzsymptomatik hatten Schmerzen oder nahmen Opioide zum Zeitpunkt der Ausgangserhebung ein. Insgesamt bekamen 708 Patienten mindestens eine Radium-223-Injektion. Bei 683 Patienten wurde zu Beginn der Ausgangserhebung die Schmerzsymptomatik mit Hilfe eines validierten Fragebogens (Brief Pain Inventory short form (BPI-SF) erhoben. 548 (77%) wurden demnach als ‚mit Schmerzsymptomatik‘ und 135 (19%) als ‚ohne Schmerzsymptomatik‘ eingestuft.(2) Patienten, die bei Behandlungsbeginn mit Radium-223 schmerzfrei waren, profitierten von einem längeren Gesamtüberleben und wiesen häufiger eine Normalisierung der Werte der alkalischen Phosphatase (ALP) auf als Patienten ohne Schmerzsymptomatik.
Schmerzfreie Patienten hatten weniger Nebenwirkungen
Hinsichtlich der Behandlungszyklen erhielten relativ gesehen mehr schmerzfreie Patienten (96/135 Pat., 71 %) alle sechs Radium-223-Injektionen verglichen mit denjenigen, die Schmerzen hatten (300/548 Pat., 55%). Darüber hinaus wurden von Patienten ohne Schmerzsymptomatik weniger therapiebedingten Nebenwirkungen berichtet als von Patienten mit Schmerzsymptomatik (alle Grade: 61% vs. 79%; Grade 3 und 4: 29% vs. 40% und Grad 5: 1% vs. 6%). Die statistische Analyse weist darauf hin, dass die Zeit bis zum ersten SSE (symptomatisches skelettales Ereignis) bei den Patienten ohne Schmerzsymptomatik länger war als bei denjenigen mit Schmerzsymptomatik.(2) Laufende Kombinationsstudien von Radium-223 mit Abirateron oder Enzalutamid in der Erstlinie (ERA-223: NCT02043678 und PEACE-3: NCT02194842) untersuchen zurzeit die Wirksamkeit und Sicherheit des frühen Einsatzes von Radium-223 in asymptomatischen/mild symptomatischen Patienten.