Die digitale Brust-Tomosynthese (DBT) kann die Sensitivität und Spezifität der mammographischen Untersuchung nachweislich erhöhen und birgt insbesondere für Frauen mit dichtem Brustgewebe ein großes Potenzial, Karzinome frühzeitig zu erkennen. Die Europäische Kommission empfiehlt daher den Einsatz der DBT in organisierten Mammographie-Screening-Programmen.
Der Global Women‘s Health Index (GWHI) ist die erste globale Analyse, die qualitative Daten zur Frauengesundheit aus der Perspektive von Frauen liefert. Er gibt Aufschluss über die Gesundheit von rund 2,5 Milliarden Frauen und Mädchen weltweit. Der Index subsumiert die Ergebnisse von mehr als 60.000 befragten Frauen aus 116 Ländern und Regionen. In Deutschland nehmen laut Ergebnissen des GWHI verhältnismäßig wenige Frauen an Vorsorgeuntersuchungen teil. So rangiert Deutschland in dem von Hologic Inc. initiierten GWHI bei der Teilnahmerate an Früherkennungsuntersuchungen lediglich auf dem 18. Platz weltweit.(1) Dabei weiß man heute, dass durch ein Screening bestimmte Krebserkrankungen in den Frühstadien erkennbar sind und sich folglich die Prognose für die Betroffenen verbessert.(2)
Die Evaluation des deutschen Mammographie-Screening-Programms kommt in ihrem aktuellen Bericht allerdings zu dem Ergebnis, dass die Teilnahme-Rate an dem Screening mit rund 50 Prozent der eingeladenen Frauen deutlich unter der Empfehlung der Europäischen Kommission liegt, die eine Teilnahmerate von mindestens 70 Prozent empfiehlt.(3)
Der Hologic Global Women‘s Health Index, die allererste Untersuchung dieser Art, wurde in Zusammenarbeit mit dem führenden Analyse- und Beratungsunternehmen Gallup entwickelt und untersucht kritische Marker für Frauengesundheit nach Land und Region sowie im Zeitverlauf. Die Ergebnisse basieren auf den Erfahrungen von mehr als 60.000 Frauen und Mädchen aus 116 Ländern und Regionen und wurden in mehr als 140 Sprachen erfasst.
Mit der letzten Aktualisierung der europäischen Leitlinienempfehlung der European Commission Initiative on Breast Cancer (ECIBC) im Jahr 2021, wird im Rahmen eines Mammographie-Screening-Programms neben dem Einsatz der herkömmlichen zweidimensionalen Mammographie nun auch die dreidimensionale digitale Brust-Tomosynthese (DBT) für alle Frauen(4), sowie vorrangig die DBT bei Frauen mit dichtem Brustgewebe empfohlen. So heißt es in der aktualisierten Leitlinien-Empfehlung: „In the context of an organised screening programme, the ECIBC‘s Guidelines Development Group (GDG) suggests: […] using DBT for women with high mammographic breast density detected in previous screening exams.”(5) Die deutsche S-3-Leitlinie zur Therapie des Mammakarzinoms empfiehlt für das Screening derzeit noch die zweidimensionale Mammographie, thematisiert allerdings auch das Potenzial der DBT für ein Screening-Programm.(6)
Brustkrebs-Entdeckungsrate durch den Einsatz der DBT verbessert
Die Sensitivität der DBT ist im Vergleich zur zweidimensionalen Mammographie signifikant höher. So entdeckt die DBT bei 1.000 gescreenten Frauen etwa bei 1,6 Frauen zusätzlich eine maligne Gewebeveränderung. Auch die Spezifität verbessert sich durch den Einsatz der DBT. Die Wiedereinberufungsrate aufgrund unklarer Befunde verringert sich um rund 2,2 Prozent im Gegensatz zur herkömmlichen Mammographie.(7) Zudem gibt es Hinweise, dass sich die Intervallkarzinom-Entdeckungsrate durch den Einsatz der DBT verbessern könnte.(8)
Klare Vorteile der DBT bei Frauen mit dichtem Brustgewebe
Je mehr Drüsengewebe eine Brust enthält, desto dichter ist sie. Der „Breast Imaging Reporting and Data System (BI-RADS)-Atlas“ des American College of Radiology (ACR) unterscheidet die Dichte des Brustgewebes in vier BI-RADS-Kategorien. Bei Frauen mit einer hohen Dichte stößt die herkömmliche Mammographie oftmals an ihre technischen Grenzen. Dies ist von hoher Relevanz, da Karzinome häufiger in dichtem Brustgewebe vorkommen und oftmals aggressiver sind als in weniger dichtem Gewebe.(9) Aufgrund der Mehrschichtaufnahmen der DBT lassen sich bösartige Veränderungen insbesondere in den Dichte-Kategorien BI-RADS C und BI-RADS D besser erkennen als mit der herkömmlichen Mammographie. Es profitieren daher insbesondere diese Frauen von der Technologie. Dies hat auch die ECIBC erkannt und empfiehlt dementsprechend für Frauen mit dichtem Brustgewebe die DBT. (10)
Die Bedeutung der Brustdichte ist zudem im Zusammenhang mit den aktuellen Beratungen zur Altersausweitung teilnahmeberechtigter Frauen am Mammographie-Screening-Programm relevant. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) prüft aktuell die Altersausweitung des Mammographie-Screening-Programms. Nach dem Abschluss der Prüfung und einer entsprechenden Verordnung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) wird der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) die Krebsfrüherkennungs-Richtlinie anpassen.(11) Zukünftig könnten Frauen zwischen 45 und 74 Jahren zu dem Mammographie-Screening eingeladen werden. Insbesondere jüngere Frauen haben häufiger ein dichtes Brustgewebe und würden von der DBT im bundesweiten Mammographie-Screening-Programm profitieren.(12)
Standardisierte Brustdichtemessung nach dem aktuellen BI-RADS -Atlas (5. Edition) sinnvoll
Um das volle Potenzial des Screenings auszuschöpfen, erscheint es daher sinnvoll, im Rahmen des Screenings systematisch und standardisiert die Brustdichte zu messen, den teilnehmenden Frauen diese mitzuteilen und über die Bedeutung der Dichte hinsichtlich Brustkrebsrisiko und falsch-negativer Aufnahmen der herkömmlichen Mammographie aufzuklären. Hierbei bieten auf Künstlicher Intelligenz basierte Systeme Vorteile, die neben dem Volumen auch die Textur und Struktur des Gewebes nach den Kriterien der 5. Edition des BI-RADS-Atlasses bestimmen.(13 )Frauen, bei denen im Rahmen des Mammographie-Screenings ein dichtes Brustgewebe der Kategorien BI-RADS C und BI-RADS D festgestellt wurde, sollten im Folge-Screening aufgrund der technischen Vorteile ein Screening mit einer DBT angeboten bekommen. Dies deckt sich mit den oben beschriebenen Leitlinien-Empfehlungen der ECIBC.(14) Mit der technischen Weiterentwicklung der DBT in Verbindung mit einem zielgerichteten Screening, könnte zudem neue Aufmerksamkeit auf das Mammographie-Screening gelenkt werden. Eine Annährung der Teilnahmerate an die europäischen Empfehlungen könnte die Folge sein.
Repräsentative Studienergebnisse zur DBT im deutschen Versorgungskontext dieses Jahr erwartet
Das österreichische Referenzzentrum Mammographie äußert sich in dem aktuellen Evaluationsbericht zum österreichischen Mammographie-Screening-Programms aufgrund der bereits bestehenden Evidenz recht deutlich. Im Rahmen des Screenings empfiehlt das Referenzzentrum die dreidimensionale Aufnahme der DBT sowie einer aus dem Datensatz der DBT errechneten synthetischen 2D-Aufnahme.(15) Im deutschen Versorgungskontext wird aktuell die randomisierte und kontrollierte ToSyMa-Studie durchgeführt. Die weltweit größte Studie ihrer Art schließt rund 100.000 Frauen in 17 Studienzentren mit ein. In einem ersten Schritt wird die Detektionsrate durch ein Screening mit der DBT mit der Detektionsrate der herkömmlichen Mammographie verglichen.(16) Erste Ergebnisse werden Mitte dieses Jahres erwartet. Die Studienergebnisse werden neue Evidenz für den Einsatz der DBT im Screening im deutschen Versorgungskontext liefern und die Ausgestaltung des zukünftigen Screening-Programms beeinflussen.
Das 3Dimensions System bietet 3D-Mammographie-Bilder mit höherer Bildqualität für Radiolog:innen, eine komfortablere Mammographie für Patientinnen und einen optimierten Workflow für Assistent:innen. Entdecken Sie, wie sich dank schärferer Bilder und intelligenterer Technologie invasive Karzinome noch einfacher erkennen lassen – unabhängig von Alter oder Brustdichte. (Bild: Hologic)
Fußnoten
1 Vgl. Hologic (2021): Global Women’s Health Index
2 Vgl. Robert-Koch-Institut (2020): Gesundheitliche Lage der Frauen in Deutschland
3 Vgl. Kooperationsgemeinschaft Mammographie (2021): Jahresbericht Evaluation 2019 – Deutsches Mammographie-Screening-Programm
4 Vgl. European Commission Initiative on Breast Cancer (2021): European Breast Cancer Guidelines
5 Vgl. European Commission Initiative on Breast Cancer (2021); European Breast Cancer Guidelines
6 Vgl. Leitlinienprogramm Onkologie (2021): S-3-Leitlinie Mammakarzinom
7 Vgl. Marinovich et al. (2018): Breast Cancer Screening Using Tomosynthesis or Mammography: A Meta-analysis of Cancer Detection and Recall.
8 Vgl. Johnson et al. (2021): Interval Breast Cancer Rates and Tumor Characteristics in the Prospective Population-based Malmö Breast Tomosynthesis Screening Trial
9 Vgl. Moshina et al. (2018): Automated Volumetric Analysis of Mammographic Density in a Screening Setting: Worse Outcomes for Women with Dense Breasts
10 Vgl. European Commission Initiative on Breast Cancer (2021): European Breast Cancer Guidelines
11 Vgl. Gemeinsamer Bundesausschuss (2021): Beratungen über neue Altersgrenzen beim Mammographie-Screening beginnen
12 Vgl. Maskarinec et al. (2006): A longitudinal investigation of mammographic density: the multiethnic cohort
13 Vgl. Hologic: Quantra™ 2.2 Software zur Beurteilung der Brustdichte
14 Vgl. European Commission Initiative on Breast Cancer (2021): European Breast Cancer Guidelines
15 Vgl. Gesundheit Österreich GmbH (2021): Dritter Evaluationsbericht zum Österreichischen Brustkrebs-Früherkennungsprogramm
16 Vgl. Weigel et al. (2018): Digital breast tomosynthesis plus synthesised images versus standard full-field digital mammography in population-based screening (TOSYMA): protocol of a randomised controlled trial
Literatur
European Commission Initiative on Breast Cancer (2021): European Breast Cancer Guidelines; URL: https://healthcare-quality.jrc.ec.europa.eu/european-breast-cancer-guidelines/screening-tests
European Commission Initiative on Breast Cancer (2021): European Breast Cancer Guidelines; URL: https://healthcare-quality.jrc.ec.europa.eu/european-breast-cancer-guidelines/dense-breast
Gemeinsamer Bundesausschuss (2021): Beratungen über neue Altersgrenzen beim Mammogra-phie-Screening beginnen; URL: https://www.g-ba.de/presse/pressemitteilungen-meldungen/946/
Gesundheit Österreich GmbH (2021): Dritter Evaluationsbericht zum österreichischen Brustkrebs-Früherkennungsprogramm; URL: https://jasmin.goeg.at/1875/1/Evaluationsbericht BKFP 2014-2019_bf.pdf
Hologic (2021): Global Women’s Health Index; URL: https://hologic.womenshealthindex.com/de
Hologic (2021): Quantra 2.2 Software zur Beurteilung der Brustdichte; URL: https://www.hologic.de/imaging/brustgesundheit/imaging-und-connectivity/quantra-2-2-software-zur-beurteilung-der-brustdichte/
Johnson K, Lång K, Ikeda DM, Åkesson A, Andersson I, Zackrisson S. Interval Breast Cancer Rates and Tumor Characteristics in the Prospective Population-based Malmö Breast Tomosynthesis Screening Trial. Radiology. 2021 Jun;299(3):559-567. doi: 10.1148/radiol.2021204106. Epub 2021 Apr 6. PMID: 33825509.
Kooperationsgemeinschaft Mammographie (2021): Jahresbericht Evaluation 2019 – Deutsches Mammographie-Screening-Programm
Leitlinienprogramm Onkologie (2021): S-3-Leitlinie Mammakarzinom; URL: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/032-045OLl_S3_Mammakarzinom_2021-07.pd
Marinovich ML, Hunter KE, Macaskill P, Houssami N. Breast Cancer Screening Using Tomosynthesis or Mammography: A Meta-analysis of Cancer Detection and Recall. J Natl Cancer Inst. 2018 Sep 1;110(9):942-949. doi: 10.1093/jnci/djy121. PMID: 30107542.
Maskarinec G, Pagano I, Lurie G, Kolonel LN. A longitudinal investigation of mammographic density: the multiethnic cohort. Cancer Epidemiol Biomarkers Prev. 2006 Apr;15(4):732-9. doi: 10.1158/1055-9965.EPI-05-0798. PMID: 16614116.
Moshina N, Sebuødegård S, Lee CI, Akslen LA, Tsuruda KM, Elmore JG, Hofvind S. Automated Vol-umetric Analysis of Mammographic Density in a Screening Setting: Worse Outcomes for Women with Dense Breasts. Radiology. 2018 Aug;288(2):343-352. doi: 10.1148/radiol.2018172972. Epub 2018 Jun 26. PMID: 29944088.
Robert-Koch-Institut (2020): Gesundheitliche Lage der Frauen in Deutschland; URL: https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsB/Gesundheitliche_Lage_der_Frauen_2020.pdf?__blob=publicationFile
Weigel S, Gerss J, Hense HW, et al. Digital breast tomosynthesis plus synthesised images versus standard full-field digital mammography in population-based screening (TOSYMA): protocol of a randomised controlled trial. BMJ Open. 2018;8(5):e020475. Published 2018 May 14. doi:10.1136/bmjopen-2017-020475