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Knochenbrüche gehören zu den häufigsten Verletzungen – doch nicht alle heilen komplikationsfrei. Verzögerte oder fehlerhafte Heilungsverläufe bedeuten für die Betroffenen Leidensdruck, für das Gesundheitssystem erhebliche Kosten. Genau hier setzt ein zukunftsweisendes Forschungsprojekt aus Norddeutschland an: Der „Frakturheilungsassistent“ soll mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) die Behandlung von Frakturen verbessern – durch objektive Verlaufsanalysen, frühe Komplikationserkennung und datenbasierte Therapieentscheidungen.

Das Projekt ist ein Gemeinschaftsvorhaben der Rostocker Unternehmen IMAGE Information Systems Europe GmbH und DEJ Technology GmbH mit dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Lübeck, sowie dem BG Klinikum Hamburg. Gefördert wird es vom Ministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit Mecklenburg-Vorpommern im Rahmen eines TBI-Verbundprojekts zur wirtschaftsnahen Forschung und Entwicklung.

„Als Teil eines starken norddeutschen Projektverbunds freuen wir uns, unsere langjährige Erfahrung in den Bereichen PACS, Datenintegration und medizinische Bildanalyse in die Entwicklung des ‚Frakturheilungsassistenten‘ einzubringen“, sagt Katja Hoffmeyer, Geschäftsführerin von IMAGE Information Systems. Die Software werde nicht nur Verlaufsdaten interpretieren, sondern auch dazu beitragen mithilfe KI-gestützter Abläufe zu Therapieentscheidungen zu treffen: „Wir wollen den Heilungsverlauf zuverlässiger bewerten, Risiken frühzeitig erkennen und fundierte Therapieentscheidungen ermöglichen.“

Auch bei DEJ Technology sieht man in der Landesförderung einen wichtigen Meilenstein. „Diese Förderung ist ein bedeutender Schritt für unser Unternehmen und bestätigt die Innovationskraft und Zukunftsorientierung unserer Entwicklungsarbeit“, erklärt Geschäftsführer Erik Heidenreich. Sie ermögliche es, neue technologische Lösungen gezielt voranzutreiben und die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu stärken.

Die Zukunft der Frakturbehandlung ist digital

Die medizinische Perspektive liefern die Partner aus Lübeck und Hamburg. Für Prof. Dr. Jörg Barkhausen, Direktor der Radiologie am UKSH, ist das Projekt exemplarisch für die interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Medizininformatik: „Die erfolgreiche Entwicklung von KI-Lösungen erfordert eine enge Kooperation von Informatikern und Ärzten. Dieses Projekt baut auf existierende Kooperationen auf, integriert neue Partner und nutzt die Infrastruktur des KI-Med Ökosystems an der Universität zu Lübeck.“

Insbesondere bei der Entwicklung der Softwarestruktur zur Datenverarbeitung, etwa durch die Konzeption KI-gestützter Abläufe, die Gestaltung benutzerfreundlicher Oberflächen und die Integration der verschiedenen Systemkomponenten wird die Expertise von Image Information Systems einen aktiven Beitrag zum Projekterfolg leisten.

In der klinischen Anwendung sieht man große Potenziale: „Knochenbrüche können genau und objektiv beurteilt, aufwendige Prozesse automatisiert und sich abzeichnende Komplikationen schon vor dem Auftreten erkannt werden“, erläutern Philipp Rostalski und Dr. Robert Wendlandt vom UKSH. Damit könne die Behandlungsqualität nachhaltig verbessert werden – ein Fortschritt, der auch durch die länderübergreifende Zusammenarbeit ermöglicht werde: „Die Förderung setzt einen positiven Impuls für die Kooperation zwischen Forschung, Medizin und Medizintechnik in Norddeutschland.“

Eine zentrale Rolle im Projekt spielt auch das BG Klinikum Hamburg. Mit jährlich rund 10.000 stationären Frakturpatienten verfügt die Klinik über eine deutschlandweit einzigartige Fallbasis für klinische Studien. „Grundlage dieser herausragenden Forschungstätigkeit ist das extrem hohe Patientenaufkommen der BG Klinik Hamburg in der Knochenbruchbehandlung“, erklärt Prof. Dr. Arndt-Peter Schulz. „Das Klinikum ist ein norddeutsches Zentrum zur Behandlung komplexer Fälle.“

Die politische Unterstützung für das Projekt betont Dr. Wolfgang Blank, Minister für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit in Mecklenburg-Vorpommern. Die Metropolregion Hamburg sei ein starker Wirtschaftsraum mit positiven Effekten für das ganze Bundesland. „Durch gemeinsame wirtschaftsnahe Forschungs- und Entwicklungsvorhaben in der Metropolregion können bei uns zukunftsorientierte und gut bezahlte Arbeitsplätze gesichert und neu geschaffen werden“, so der Minister. Die Förderung von Innovationsprojekten im Bereich Medizintechnik und IT sei daher ein zentraler Bestandteil der Landeswirtschaftspolitik.

Der „Frakturheilungsassistent“ vereint Forschung, Medizin und Technologie in einem praxisnahen, digital gestützten Versorgungskonzept. Das Projekt zeigt exemplarisch, wie KI in der klinischen Routine echten Mehrwert stiften kann – für Ärzteteams, das Gesundheitssystem und vor allem für die Patientinnen und Patienten.