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Leading Through Change, so das Motto des letzten RSNA-Kongresses in Chicago. Aber: Wie sieht ein gelungenes Change Management aus? Diese Frage bringt Prof. Dr. Dr. Nils Große Hokamp, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Uniklinik Köln, vom letzten RSNA-Kongress in Chicago mit.

 Change Management ist ein systematischer Ansatz, um organisatorische Veränderungen zu planen und zu implementieren. In seinem Vortrag legte Große Hokamp unter anderem dar, dass die vom Wandel betroffenen Menschen aktiv in den Prozess eingebunden werden müssen. Dafür sei es wichtig, eine Vision sowie eine Strategie zu formulieren. Als Nächstes gelte es, deren Vorteile aufzuzeigen, um dann Stakeholder festzulegen, die am Veränderungsprozess beteiligt sind und diese an Bord zu holen. Das ist die Voraussetzung, damit diese bereit sind, Veränderungen anzunehmen und umzusetzen. „Change Management is People Management“, zitiert Große Hokamp den bekannten Theoretiker Steve Harris.

„Von Veränderungsprozessen betroffene Menschen müssen aktiv ins Projekt eingebunden werden, um den Wandel anzunehmen und umzusetzen.“ 
Prof. Nils Große Hokamp, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Uniklinik Köln 

Während Instrumente des Change Managements bei (nahezu) jeder tagtäglichen Veränderung schon unterbewusst verwendet werden, so gibt es zur Auslösung eines formalen Veränderungsprozesses häufig externe Auslöser. Als Beispiel führt der Referent disruptive Technologien, ernst zu nehmende Bedrohungen und große Innovationssprünge an. Beispiele aus diesen Bereichen wurden auch in den Plenarsitzungen des RSNA-Kongresses aufgegriffen: Künstliche Intelligenz, Personalknappheit und eine Vision für die Zukunft der Gesundheitsversorgung, die ohne den klassischen Arztbesuch auskommt. 

KI braucht Vertrauen 

Das Aufkommen disruptiver Technologien wie etwa die KI löst bei vielen Menschen erst einmal Abwehr- und Vermeidungshaltung aus. Diese muss zunächst überwunden werden. Dennoch sind die Vorteile der Technik nicht von der Hand zu weisen. Sie macht die Arbeit von Ärzten effizienter und durchdringt inzwischen nahezu jeden Bereich der Medizin. Damit sie von den Protagonisten besser angenommen wird, sind noch viele Fragen zu klären, etwa wie die Kostenerstattung für KI-Medizin, die Implementierung, der Datenschutz aussehen soll – nicht zu vergessen, wie die KI an sich so gestaltet werden kann, dass sie für Anwender und Patienten erklärbar und nachvollziehbar ist, damit sie ausreichend Vertrauen dazu aufbauen. Hier lohnt ein Blick in die USA, die hier innovativer agieren als Deutschland. 

Gutes Change Management nimmt die Menschen mit 

Ein dritter Themenkomplex, den Große Hokamp vom RSNA vorstellt, befasst sich mit Workforce. Wie in vielen anderen Bereichen stellt der Nachwuchs in der Radiologie andere Anforderungen an den Beruf. Es stellt sich die Frage nach der „willingness to work“, so Große Hokamps Formulierung, die darauf abzielt, Bedürfnisse zukünftiger Arbeitnehmer in Hinblick auf Umfang und Rahmen der beruflichen Tätigkeit bei der Stellengestaltung mitzuberücksichtigen. Veränderungen der „willingness to work“ sind sicher durch den Generationenwechsel bedingt, werden aber zudem durch eine zunehmend steigende Arbeitsbelastung negativ beeinflusst. So zeigen aktuelle Zahlen, dass Radiologen von besonders hohen Burnout-Raten betroffen sind. Hinzu kommt, dass 40 Prozent mit dem Gedanken spielen, die Fachrichtung zu wechseln und ganze 30 Prozent überlegen, den Beruf an den Nagel zu hängen – alarmierende Zahlen. 

Mehr große Ideen 

Angesichts zahlreicher Veränderungen braucht es Visionen, über die in Deutschland noch zu wenig gesprochen wird, findet Große Hokamp. Große Ideen und Strategien sollten in ein funktionierendes Change Management eingebettet sein, bei dem unter anderem auch kurzfristige Erfolge eingeplant sind: Diese Short Term Wins überzeugen die Skeptiker und nehmen sie mit auf den Weg zur langfristigen Veränderung. Nur wer diese Prozesse sorgfältig plant und durchführt, kann damit rechnen, dass die nötigen transformatorischen Schritte gemacht werden und dann auch eine nachhaltige Wirkung entfalten.

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