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Bei der diesjährigen DMEA in Berlin vom 9. bis 11. April wurden neue Besucherrekorde aufgestellt: Mit über 800 Ausstellern und 18.600 Teilnehmenden bestätigte die Veranstaltung die zentrale Bedeutung der digitalen Medizin für das Gesundheitssystem. 

Inhaltlich bildete KI einen wenig überraschenden  Schwerpunkt – kaum ein Unternehmen, das nicht an einer Lösung arbeitet oder bereits eine auf den Markt gebracht hat. Die schier unendlichen Möglichkeiten von KI, aber auch ihre Gefahren beschrieb der Autor, Publizist, Journalist und Blogger, Sascha Lobo in seinem Redebeitrag. „Menschen lieben es, Daten zu teilen – und seien sie noch so intim. Sie brauchen nur die richtige Motivation“ so der Blogger und führte als ein Beispiel eine App an, die es Anwendenden erlaubt, die eigenen sexuell übertragbaren Krankheiten zu teilen. 

Sascha Lobo: „Menschen lieben es, Daten zu teilen.“ (C) Messe Berlin

Lobo, der KI als „lernende Mustererkennung auf Speed“ bezeichnete, diskutierte im Folgenden ihre potenzielle Überlegenheit in medizinischen Prozessen. Er forderte die Entwickler auf, aktiv an positiven KI-Anwendungen zu arbeiten, denn, so sein Fazit: „Die negativen Folgen kommen allein, für die positiven müssen wir lange und gemeinsam arbeiten.“ 

Lauterbachs Digital-Pläne

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hob die Rolle der KI für die medizinische Diagnostik und Behandlung hervor, besonders bei Krankheiten wie Krebs und Demenz. Er beschrieb außerdem die Fortschritte durch die Analyse von nicht-codierender DNA und die positiven Auswirkungen der KI auf Kostenkontrolle und automatisierte Dokumentation, die den Dokumentationsaufwand durch KI-gestützte Spracherkennung reduzieren könnte.

Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hob die Rolle der KI für die medizinische Diagnostik und Behandlung hervor. (C) Messe Berlin

Zudem sprach Lauterbach über das Digitalgesetz und das GDNG, die die Basis für die elektronische Patientenakte und digitale Forschungsdatensätze bieten, um mittels KI Krankheitsmuster zu erkennen und zu analysieren. Er betonte, dass es sein Ziel sei, den weltweit größten Medizindatensatz zu erstellen. Die bevorstehende Gesetzgebung zur Medizinforschung und zur Digitalagentur soll die Forschung und Industrie unterstützen und die telemedizinische Versorgung durch das Versorgungsstärkungsgesetz fördern.

Trotz Lauterbachs ehrgeiziger Pläne ist Deutschland im internationalen Vergleich in Sachen Digitalisierung allerdings noch lange nicht in einer Spitzenposition angekommen. Das zeigte auch der Vortrag von Dr. Päivi Sillanaukee, der zum Vergleich zwischen dem Gesundheitssystem Deutschland und Finnland einlud. Die Gesundheitsbotschafterin aus Finnland trug  die zahlreichen Vorteile der Digitalisierung im Gesundheitswesen ihres Landes vor. Die elektronische Patientenakte Kanta, eingeführt 2003, zentralisiert medizinische Daten und erleichtert den Zugang für medizinisches Personal – das reduziert Doppeluntersuchungen und Kosten. Finnlands hoher Digitalisierungsgrad, belegt durch Spitzenpositionen im DESI, unterstützt den effektiven Einsatz von Kanta, die im Übrigen auch von älteren Bürgern genutzt wird. Die finnische Digitalisierungsstrategie umfasst auch eine intensive öffentliche Diskussion und die Zusammenarbeit mit Universitätskliniken. Am Ende des Vortrags war klar, dass dahingehend in Deutschland noch viel Luft nach oben ist und man von seinem europiäschen Nachbarn noch eine Menge lernen kann.

Doch die DMEA zeigt auch viele Schritte in die richtige Richtung. Einer davon sind KI-basierte Spracherkennungssysteme, wie sie von Microsoft und Nuance entwickelt werden und die die Qualität der Arzt-Patient-Beziehung und die Patient Experience optimieren sollen. Diese Technologien sollen die Arzt-Patient-Beziehung verbessern, indem sie Ärzten erlauben, sich während der Konsultationen mehr auf den Patienten zu konzentrieren, statt auf die Dateneingabe. Eine Umfrage hatte ergeben, dass Patienten sich besser informiert und einbezogen fühlten, wenn Ärzte Befunde in ihrer Anwesenheit diktierten. Die vorgestellte Lösung verspricht an dieser Stelle deutliche Verbesserungen.

(C) Messe Berlin

Dem Nachwuchs eine Bühne bieten

Ein weiteres, für die gesamte Branche wichtiges Thema ist der Fachkräftemangel und die Förderung des Nachwuchses. Dazu bot die Messe die Initiative  „DMEA sparks“ an, die darauf abzielte, junge Talente aus der Generation Z mit der Health IT-Branche zu vernetzen. Die Initiative soll Studierenden und jungen Fachkräften durch Networking-Events, Workshops und Präsentationen Chancen bieten, Einblicke in die Gesundheitsinformatik zu gewinnen und mögliche Karrierewege zu erkunden. Der Fokus liegt dabei auf der Förderung des Austauschs zwischen erfahrenen Branchenexperten und der nächsten Generation von Fachkräften. Darüber hinaus befasste sich diverse Sessions mit der Frage, wie GenZ tickt, welche Bedürfnisse sie an Arbeitgeber hat und wie beide Seiten mit nicht selten unterschiedlichen Erwartungen aneinander umgehen und diese in Einklang bringen können. Darüber hinaus fanden viele junge Kongressteilnehmende die Gelegenheit, eigen Vorträge zu halten, sich an Diskussionen zu beteiligen und ihre Kenntnisse einzubringen – ein Trend, der sich sicher im nächsten Jahr fortsetzen wird.

Zu guter Letz wurde in diesem Jahr erstmalig der DMEA nova Award verliehen, für den die innovativste Lösung eines Digital Health Startups gesucht wurde. Das Unternehmen „Exploris Health AG“ konnte sich in mehreren Pitches gegen die Konkurrenz durchsetzen und den Preis mit nach Hause nehmen.

Die DMEA 2024 zeigte viele verschiedene Ansätze, die Digitalisierung in Deutschland voranzutreiben. Sie wird außerdem internationaler, was der Messe guttut, denn Gesundheit kann nicht mehr nur lokal gedacht werden. Das Thema wird für die unterschiedlichsten Akteure wichtiger und auch breiter gedacht. Das wird sicher im nächsten Jahr zu einem weiteren Besucher- und Ausstellerrekord führen.