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Zu Beginn der Opening Session des ECR-Kongresses, lag eine spürbare Erwartung in der Luft. In diesem Jahr ging es nicht nur um medizinische Innovationen, sondern um eine noch viel größere Verantwortung: die Nachhaltigkeit in der Radiologie. Unter dem Motto „Planet Radiology“ widmet sich der ECR 2025 den Herausforderungen des Klimawandels und dem Einfluss, den die Bildgebung auf Umwelt und Ressourcen hat. Vom 26. Februar bis 2. März trafen sich in Wien, einer Stadt mit tief verwurzelter Wissenschaftstradition, Radiologen, Wissenschaftler und Vertreter der Industrie, um neue Wege zu diskutieren – und um gemeinsam einen Blick auf die Zukunft zu werfen. 

Vom ALARA-Prinzip zur ökologischen Verantwortung

Die Opening Session markiert dabei die stets feierliche und offizielle Kongresseröffnung. In diesem Jahr begleiteten Akrobaten, Ein Schlagzeuger, eine Sängerin und eine Vokal-Perfomerin begleiten das Programm mit ihren Darbietungen.

©sLkphoto.at-Kreuzberger-Sebastian

Die Kongresspräsidentin, Professorin Andrea Rockall, Clinical Chair of Radiology at Imperial College London, setzte den Ton für den Abend. Mit eindrucksvollen Worten spannte sie den Bogen von den Anfängen der Radiologie bis zu den aktuellen Herausforderungen. „Wir haben gelernt, Strahlenbelastung zu minimieren – können wir nicht dasselbe Prinzip auf unsere Umweltbelastung anwenden?“, fragte sie das Publikum. Sie erinnerte an das ALARA-Prinzip („As Low As Reasonably Achievable“), das für den Umgang mit Strahlung gilt, und übertrug es auf die Notwendigkeit, den ökologischen Fußabdruck der Radiologie zu reduzieren. Ihre Rede war weniger eine wissenschaftliche Abhandlung – als ein Aufruf zum Handeln. Rockall appellierte an das medizinische Prinzip „Do no harm“ und schlussfolgerte daraus, dass das aktive Einbringen in die Bestrebungen hin zu einer nachhaltigeren Radiologie eine nur allzu logische Schlussfolgerung ist.

Zugang, Gerechtigkeit und Kooperation

Wer ökologisch denkt, muss auch sozial denken und so geht es um mehr als die bloße Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks der Radiologie. Rafael Grossi, Generaldirektor der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA), hob hervor, dass die Strahlenmedizin in vielen Teilen der Welt noch immer nicht zugänglich ist. Während in wohlhabenden Ländern über Optimierung und Nachhaltigkeit nachgedacht wird, fehlt es anderswo an grundlegender Bildgebung. „Wir dürfen niemanden zurücklassen“, mahnte er. In Zusammenarbeit mit dem ESR setzt sich die IAEA für den Ausbau medizinischer Bildgebungsverfahren in einkommensschwachen Ländern ein.

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Emma Baines, Debuty of Mission, bei der britischen Regierung, knüpfte an das Thema an. Sie sprach über die Notwendigkeit internationaler Kooperation und hob Initiativen hervor, die Kreislaufwirtschaft in der Medizintechnik fördern. Ihr Appell: Nachhaltigkeit ist kein nationales, sondern ein globales Anliegen. Mit Blick auf den Earthshot Prize, eine Initiative des britischen Königshauses, rief sie dazu auf, optimistisch an technologische Lösungen heranzugehen.

Trotz einiger technischer Pannen, die Einspielung von ein paar aufwendig produzierter Videos und Grafiken unmöglich machte und den Teleprompter außer Dienst setzten, hielten die Redner tapfer durch und bewegten sich in ihren Ansprachen zwischen feierlicher Ernsthaftigkeit und visionärem Optimismus und stellten Projekte, die bereits umgesetzt werden, vor, darunter Initiativen zur Reduzierung des Energieverbrauchs in der Bildgebung, zur intelligenten Speicherung von Scandaten und zur Vermeidung unnötiger Untersuchungen. Im Mittelpunkt stand dabei immer die Frage: Wie kann Radiologie nachhaltiger werden, ohne an Qualität einzubüßen?

Während sich der Abend seinem Abschluss näherte, blieb eine zentrale Botschaft: Die Radiologie hat in ihrer Geschichte schon mehrfach bewiesen, dass sie sich anpassen und Innovationen vorantreiben kann. Der ECR 2025 setzte ein klares Zeichen und bewies, dass die Zukunft der Radiologie nicht nur digital, sondern auch grün sein kann.